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Tomas Thuresson
2024-01-23
Technologie und Innovation Kraftstoffeffizienz Sicherheit Driver’s World
Author
Tomas Thuresson
Commercialization Manager New Offer

Warum die EU längere Lkw-Fahrerhäuser zulässt – und warum dies für Ihr Unternehmen wichtig ist

Verbesserungen bei Kraftstoffeffizienz, Aerodynamik und Fahrerkomfort. Das waren die Hauptgründe für die Entscheidung, längere Lkw-Fahrerhäuser auf europäischen Straßen zuzulassen. Die Vorschriften stehen im Einklang mit den Klimazielen der EU und könnten erhebliche Auswirkungen auf Speditionen haben.

 

Die Lkw-Konstruktionen in Europa sind seit vielen Jahrzehnten weitgehend unverändert geblieben und verfügen über eine kurze Kabine, um die Länge der Ladung zu maximieren. Diese kurzen, über dem Motor angeordneten, Fahrerhäuser, oft auch als „Cab-over-Engine“ (COE) bezeichnet, sind auch deshalb vorherrschend, weil die europäische Gesetzgebung die Gesamtlänge des Fahrzeugs, einschließlich Anhänger und Sattelzugmaschine, begrenzt. In den USA hingegen gelten Längenbeschränkungen nur für den Anhänger, was erklärt, warum auf den amerikanischen die „langnasigen“ Fahrerhäuser das Straßenbild beherrschen.

 

Allerdings ermöglichen Änderungen der europäischen Gesetzgebung im Jahr 2020 nun auch in Europa Lkws mit etwas längerem Fahrerhaus. Dies ermöglicht Designänderungen, die Lkw aerodynamischer, sicherer und komfortabler machen können.

 

„Wir begrüßen diese Gesetzgebung, da sie uns die Möglichkeit gibt, die Energieeffizienz der Fahrerhäuser durch Design noch weiter zu verbessern, was sowohl unseren Kunden als auch der Umwelt zugutekommt“, erklärt Tomas Thuresson, Commercialization Manager New Offer bei Volvo Trucks.

Wie die Umwelt und die Speditionsbranche davon profitieren

Nach der neuen Gesetzgebung ermöglicht Lkw-Herstellern längere Lkw-Kabinen, ohne den Laderaum zu beeinträchtigen*. Durch die Verbesserung der Aerodynamik soll das verbesserte Design den Kraftstoffverbrauch senken, was sowohl der Umwelt als auch den Betriebskosten der Lkw-Branche zugutekommt. Ein geringerer Kraftstoffverbrauch bedeutet geringere CO2-Emissionen, wodurch die Verordnung auch die Klimaziele der EU unterstützt.

 

Dr. Phil Martin, Leiter der Transportsicherheit bei der in Großbritannien ansässigen gemeinnützigen Beratungsfirma TRL, leistete mit seinen Forschungen einen maßgeblichen Beitrag zu den Änderungen der europäischen Gesetzgebung:

 

„Die Verbesserung der Lkw-Aerodynamik und die Dekarbonisierungsagenda der EU waren zunächst der Grund für die Notwendigkeit der aktualisierten Vorschriften. Ebenso wichtig war jedoch auch die Sicherstellung, dass die Einführung dieser Abweichungen von der Fahrerhauslänge zu keiner größeren Gefährdung ungeschützter Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer führt. Tatsächlich ergab sich daraus eine Chance auf Lkws mit verbesserter Sicherheit ungeschützter Verkehrsteilnehmer“, sagt er.

Die neue Gesetzgebung ermöglicht Designänderungen, die Lkw aerodynamischer, sicherer und komfortabler machen können.

Warum längere Fahrerhäuser besser Sicht bieten

Auch wenn am Anfang die Notwendigkeit einer besseren Aerodynamik stand, ist die verbesserte direkte Sicht auch zu einem Vorteil des neuen Fahrerhausdesigns geworden. Durch die längere Fahrerhausnase ist es für den Führer einfacher, Fußgänger zu erkennen, wenn diese sich im vorderen Bereich bewegen, da diese sich etwas weiter entfernt befinden.

 

Wie werden sich neue Fahrerhausdesigns auf die Führer auswirken?

Darüber hinaus kann die Gesetzgebung in einigen Fällen den Fahrerkomfort verbessern und Speditionen somit die Möglichkeit geben, sich für eine großzügigere Raumaufteilung zu entscheiden. Dies kann die Arbeitsbedingungen verbessern und zu einer höheren Arbeitszufriedenheit der Lkw-Führer beitragen.

 

„Alles in allem sehe ich großes Potenzial für Transportunternehmen, sich als bevorzugtes Unternehmen zu etablieren, sowohl bei ihren Kunden als ihrer Belegschaft.“ Durch die Einführung von Lkw mit diesem verbesserten Fahrerhausdesign haben sie das Potenzial, sicherere und umweltfreundlichere Fahrzeuge sowie bessere Arbeitsbedingungen anzubieten. Auch die Betriebskosten werden voraussichtlich sinken, da der Kraftstoffverbrauch, insbesondere im Langstreckenverkehr, geringer ausfällt und möglicherweise auch die Versicherungsprämien aufgrund der geringeren Zahl von Zwischenfällen besser ausfallen“, sagt Dr. Phil Martin. 

DIE RICHTLINIE ZU GEWICHTEN UND ABMESSUNGEN

Die gemeinsamen Vorschriften für schwere Nutzfahrzeuge in der EU sind in der Richtlinie 96/53/EG des Rates festgelegt, die im Volksmund auch als Richtlinie über Gewichte und Abmessungen bekannt ist. Die Richtlinie wurde in der Folge geändert durch: Richtlinie (EU) 2015/719DEBeschluss (EU) 2019/984DE und Verordnung (EU) 2019/1242DE. Die Änderungen bedeuten, dass Fahrzeuge oder Fahrzeugkombinationen die festgelegte Höchstlänge überschreiten dürfen, „vorausgesetzt, dass ihre Fahrerhäuser eine verbesserte aerodynamische Leistung, Energieeffizienz und Sicherheitsleistung bieten“. 

HISTORISCHER ABRISS

1985: Die EU führt die erste Richtlinie zu Gewichten und Abmessungen von Nutzfahrzeugen ein, mit dem Ziel, die Vorschriften in den Mitgliedstaaten zu harmonisieren.
1996: Die EU verabschiedet eine Richtlinie, die Höchstabmessungen für bestimmte Kategorien von Nutzfahrzeugen festlegt.
2015: Die EU führt eine Richtlinie über die Gewichte und Abmessungen von Lkw im internationalen Transport ein, mit dem Ziel, die Regeln weiter zu harmonisieren und gleiche Bedingungen in den Mitgliedstaaten sicherzustellen.
2020: Die EU führt neue Rechtsvorschriften ein, die längere Lkw-Kabinen ermöglichen und dabei den Schwerpunkt auf Kraftstoffeffizienz, Fahrerkomfort und Sicherheit legen.

Erfahren Sie hier mehr über bevorstehende Gesetze, die sich auf Speditionsunternehmen auswirken werden:

Die aktualisierten allgemeinen Sicherheitsbestimmungen (GSR, General Safety Regulations) der EU. Sie können auch mehr über die Bedeutung der Aerodynamik und seine Auswirkungen auf den Kraftstoffverbrauch lesen. Wenn Sie sich näher für die geräumigen Fahrerhausoptionen interessieren, sehen Sie sich dieses Video an.

 

 

* Die Gesetzgebung sieht keine genaue Längenbeschränkung vor, sondern bezieht sich stattdessen auf eine im Rechtstext dargestellte dreidimensionale Fahrerhaus-Zeichnung – die dreidimensionale Umrisslinie des Führerhauses. 

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